Dies ist mein erster, eigener Blog-Beitrag. Ich habe diesen Tag als Thema und Veröffentlichung gewählt, weil er mich vorher schon sehr beschäftigt und wieder einmal deutlich gemacht hat, wie groß diese Rolle ist.
Sie nimmt natürlich den größten Raum in meinem Leben ein, denn ich bin dreifache Mutter. Das soll nicht heißen, dass es mit einem Kind eine weniger große Rolle ist. Aber da meine Kinder alle einen Altersunterschied von mindestens 4 Jahren haben, erinnere ich mich noch gut wie ich mich mit einem, zwei und dann drei Kindern fühlte. Und ich habe das Gefühl dass der Anteil meiner Persönlichkeit, der Mutter ist, mit jedem Kind wuchs, während Anteile wie Partnerin, Freundin, Karrierefrau, Yoga-Anhängerin, Weinliebhaberin und alles andere, was mich auch ausmacht, immer kleiner wurden. Was nicht heißt, dass ich deswegen unglücklich bin.
Bereits in den kleinsten Dingen erfüllt die Rolle der Mutter mich, macht mich glücklich und bestätigt mich, alles richtig gemacht zu haben. Kleine Hände, die mir morgens das Augenlid hochreißen um zu schauen ob ich wach bin, oder das "Glück im Glas", das mein jüngerer Sohn mir zum Muttertag gemacht hat, in welchem auf vielen kleinen Zetteln steht, warum ich die beste Mama bin. Auch der anerkennende Blick meines Großen, wenn er in meiner Playlist Eminem findet oder seine Freude über sein Lieblingsessen (er ist in der Fressdrachen-Phase), macht mich einfach rundum glücklich und zufrieden. Die Lebensphase in der die Kinder mich so intensiv brauchen ist ja doch eher kurz und ich habe gelernt, sie zu genießen.
"Du bist besonders schön, wenn...
...du dich schminkst."
Seien wir ehrlich: Mama sein ist auch anstrengend.
Und es ist keine Schande, sich das einzugestehen. Es gibt diese Tage, an welchen ich zweifle, ob ich dem Job gewachsen bin. An diesen Tagen habe ich am Abend das Gefühl, keinem Kind gerecht geworden zu sein. Tage, an denen ich müde und schlapp bin und wirklich gern einfach mal eine Komplett-Auszeit nehmen würde. Das geht natürlich noch nicht, da unsere Jüngste auch noch nicht ohne mich schläft.
Also habe ich mit meiner Schwester, ebenfalls dreifache Mama, schon vor Wochen begonnen zu überlegen, wie wir an diesem Tag das Maximum an Entspannung rausholen können. Nun ist man als Mama ja immer hin- und hergerissen, ob man sich einfach ein Hotelzimmer nimmt und zwölf Stunden am Stück schläft, einen Frauen-Tag verbringt oder doch lieber etwas mit der Familie unternimmt. Für uns war schnell klar: Kein Familientag.
Nur eine glückliche Mama ist eine gute Mama, deshalb waren wir uns schnell einig so früh wie möglich das Haus zu verlassen. Doch wohin? Brunchen? Mittagessen? Tanzen? Sightseeing?
"Du kannst total vergessen, dass ich mir irgendwelche alten Ruinen ansehe!" beugte sie schnell vor. Na gut, wir haben nicht immer dieselbe Vorstellung von Spaß.
Was kann man in einen Tag packen?
Also schauten wir nach Festivals, Events, Brunch oder Mittagessen, Ausflügen mit dem Schiff - aber wenn ich ehrlich zu mir war, wollte ich eigentlich nur runter kommen. Die Aussicht auf viele Menschen, laute Musik oder zu viel Alkohol entspannte mich wenig. Zumal unsere Tochter immer noch nicht vollständig abgestillt ist und die Wahrscheinlichkeit, dass sie in der Nacht irgendwann mal nach mir suchen würde, sehr hoch. Alkohol fiel also ohnehin aus.
Von uns aus gibt es in jede Richtung die Möglichkeit in einer halben bis eineinhalb Stunden in einer großen Stadt zu sein: Koblenz, Wiesbaden, Frankfurt, Köln. An Auswahl mangelte es uns nicht.
Jedoch an Entschlusskraft, da sich einfach immer so viel "...was ich gern einmal machen würde..." ansammelt. Was war mit Therme? Massage? Kosmetik? Da sind wir beide empfindlich, da wir ja vom Fach sind. Und dann muss man sich da auch noch entscheiden, denn es gibt so viele!
Am Ende wurde es aber doch ein Day Spa mit Sauna & Therme, sowie zwei Ganzkörpermassagen und Mittagessen.
Morgens früh um neun würden wir losfahren und einen ganzen Tag dort verbringen, ausspannen und einfach tun, wonach uns der Sinn steht. Essen, ohne auf Kinder zu achten. Im Wasser herumdümpeln, ohne fast von A...bomben versenkt zu werden. Auf einer Entspannungsliege dösen. Massiert werden, oh mein Gott, ich wurde 2019 das letzte Mal fachmännisch durchgeknetet! Ich konnte es kaum erwarten.
Traum vs. Realität
Es kam, wie es kommen musste. Freitagnacht schrieb mir meine Schwester, dass sie alle mit Magen-Darm Grippe gebeutelt sind und unser Wellness Tag ohne sie stattfinden muss. Das Worst-Case Szenario jeder Mutter, egal wann. Aber eben meistens vor Urlauben, Feiern oder schönen Unternehmungen.
Da unser Sohn jedoch Sonntags zu einem Kindergeburtstag gebracht werden musste, konnte ich das Auto nicht nehmen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich auch nicht sicher war ob ich den ganzen Tag ganz alleine verbringen wollte. Also stornierten wir unseren Wellness-Tag.
Nun ging das Ganze von vorn los: Was mache ich an Muttertag? Ohne Auto.
Da wir auf dem Land leben, war es jetzt nicht ganz unkompliziert mit den öffentlichen Verkehrsmitteln irgendwo hin zu kommen. Und ganz allein sein wollte ich ja auch nicht. Alle meine Lieblingsmenschen hatten entweder etwas mit ihren Familien geplant, oder etwas so aufregendes dass ich schon beim Zuhören müde wurde.
Also dachte ich bei mir: Jennifer, du bist Naturkosmetikerin und Naturfriseurin. Sorg doch einfach mal dafür, dass du auch mal wieder wie eine aussiehst. Gesagt getan.
Mach das Beste aus jedem Tag
Ich kann jetzt lange herumjammern, dass ich ja nie raus komme und immer meine Unternehmungen flach fallen. Das stimmt sogar, da immer irgendjemand krank wird, ich zu müde bin, Freizeit gegen den anschließend liegen gebliebenen Haushaltsberg aufrechne, unser Pubertier seelischen Ausnahmezustand hat oder ich meine Freizeit dann mit Arbeit fülle, damit ich auch etwas zu den Familien-Finanzen beisteuere. Und ich habe sogar einen Mann, der sich sehr einbringt. Trotzdem scheint es ein Gesetz zu sein, dass ich richtig was tun muss, um raus zu kommen.
Also habe ich beschlossen, heute die Herausforderung anzunehmen, das Beste aus diesem Tag zu machen.
Mit Haarfarbe, Kosmetik, einer Kanne ayurvedischen Wassers und diversen Hilfsmitteln bewaffnet habe ich ab elf Uhr das große Bad besetzt. Und es war großartig.
Ich habe meine Lieblingsmusik angeschaltet und in aller Ruhe meine Haare gefärbt. Dann habe ich meine Brauen gezupft und gefärbt und bin mit einer Gesichtsmaske in die Wanne gestiegen. Habe meine Hornhaut bearbeitet und alle Nägel gestutzt, gefeilt und lackiert. Mich eingecremt.
Um zwei Uhr bin ich gefärbt und rundum erneuert aus dem Bad spaziert und habe mich zum ersten Mal seit langer Zeit mal wieder ganz als schöne Frau empfunden. Einfach so für mich.
Es war mir gar nicht klar, dass ich mich die meiste Zeit ganz anders fühle, bis ich nun den Unterschied feststellte. Bei den beiden Jungs bin ich beide Male nach dem ersten Jahr wieder arbeiten gegangen, beim ganz Großen sogar früher. Nun bin ich das erste Mal seit zwei Jahren plus Schwangerschaft zuhause und hatte keinen Grund, wenigstens hin und wieder für die Arbeit mein Haar zu föhnen oder Make-up aufzulegen. Was ein Gefühl, es nun einfach mal für mich zu tun. Und das beste: Ich war seit 3 Stunden ungestört! Wuhu!
Murphys Gesetz
Am Morgen hatten wir überlegt, dass es schön wäre die zwei Kilometer in den nächsten Ort zu spazieren um ein Eis zu essen. Das Wetter ist heut überraschenderweise schön sonnig und warm. Dort ist direkt ein umzäunter Spielplatz an der Eisdiele, sodass man dort wirklich schöne Nachmittage verbringen kann, ohne ständig Kinder einzufangen.
Der Spaziergang fiel schon einmal flach, da unser Pubertier solange herumtrödelte, dass er zu spät zum Kindergeburtstag kam und wir entsprechend erst deutlich später zu unserem Ausflug. Also nahmen wir das Auto. Der entspannte Spielplatzbesuch entfiel, weil sich die Schleusen des Himmels öffneten, sobald wir ankamen. Aber den Eisbecher den ich wollte, hab ich bekommen.
Also, was lernen wir daraus?
Was hat mich nun dazu bewogen, heute diesen Blogbeitrag zu schreiben? Diesen persönlichen Tag und seine Vorgeschichte mit euch zu teilen?
Ganz einfach:
Mir ist klar geworden, dass ich, und wahrscheinlich eine Menge anderer Mütter, völlig auf diesen Tag hin-fiebern, der dann alles retten soll was an den anderen 364 Tagen im Jahr schief läuft. Mal ganz ehrlich: Wer findet immer schnell eine Ausrede dafür warum er keine Zeit für sich hat?
Auch heute war ich mehrfach versucht anderen die Schuld zu geben, warum nichts läuft wie es soll. Mein Mann, mein Sohn, der Wettergott.
Aber ich bin eine gestandene Frau. Ich habe schon große Schulungen vorbereitet und komplexe Projekte geleitet, bekomme es aber nicht hin einen Tag so vorzubereiten dass ich ihn im Spa verbringen kann? Warum fällt es uns so schwer unsere Fähigkeiten einzusetzen, wenn es um uns geht?
Ich mache da nicht mehr mit. Ab heute werde ich meine Me-Time regelmäßig einplanen. Jeden Tag, jede Woche, jeden Monat. Von der 5-Minuten Meditation, über einen großen Salat statt schnellem Snack zwischendurch, bis hin zum Tag im Spa - und das unabhängig vom Muttertag. Ich bin jeden Tag Mutter und jeder Tag ist vielschichtig und herausfordernd. Ich werde ab jetzt sehr viel netter zu mir sein und die Ausreden abstellen, warum und wegen wem was nicht geht.
Und ich bitte euch: Tut das auch!
Es ist zwar einfach, den äußeren Umständen die Schuld zu geben warum ihr nie Zeit für euch habt, aber es wird euch so unglaublich stolz und stärker machen, wenn ihr eure Fürsorge Fähigkeiten aus Familie und Beruf auch einmal für euch einsetzt. Beginnt klein und lasst es wachsen. Trainiert den Me-Time Muskel. Ich beginne mit damit, meine teuren Gesichtsmasken auch endlich regelmäßig zu verwenden und den Tag im Day Spa nachzuholen. Ich habe schon gebucht.
Womit beginnst du?
Eure Jennifer
Zeigt wieder einmal, dass man "schwere" Umstände auch leicht gestalten kann - schön geschrieben 😘